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Die Gefahren des Leichtsinns – der Tod der Amanda Todd

Bei aller Vorsicht unerlaubte Zugriffe über die Webcam zu unterbinden, kann auch WebcamCover eines nicht verhindern – die freiwillige Herausgabe kompromittierenden Video- und Bildmaterials. So auch im Falle von Amanda Todd, deren kurzer Moment der Unüberlegtheit einen Teufelskreis der Bloßstellung auslöste, der sie im Alter von 15 Jahre dazu brachte in den Suizid zu flüchten. Ein letzter Hilfeschrei über Youtube fand leider erst viel zu spät die verdiente Beachtung, denn da war es schon geschehen.

Was war passiert? Als Amanda in der 7. Klasse war, chattete sie gemeinsam mit Freunden via Webcam mit Fremden, wie das viele heutzutage machen. Auch diesmal schien ihr Chatpartner ein netter Kerl zu sein. Wie aus ihrem Video ersichtlich wird, überhäufte sie der Mann mit Komplimenten, bat sie schließlich einmal kurz zu „flashen“, zu Deutsch das Shirt hochzuziehen. Sie ging schließlich darauf ein, doch noch schien alles in Ordnung.

Das böse Erwachen folgte ein Jahr später – der Chatpartner hatte sie ausfindig gemacht und fing an das Mädchen zu erpressen. Immer mehr anzügliches Material verlangte er von der Teenagerin, damit er ihr barbusiges Bild nicht öffentlich machte. Eine Drohung, die er wahrmachen sollte.

An alle Freunde und Bekannte des Mädchens war das Bild ihres Oberkörpers gesendet worden. An ihrer Schule wurde sie dafür gemobbed und als „Schlampe“ tituliert. Amanda entwickelte eine Depression, wurde medikamentös behandelt. Sie konnte zeitweise das Haus gar nicht mehr verlassen. Der Druck wurde so groß, dass die Familie sich entschloss umzuziehen und einen Neuanfang zu wagen. Allerdings hielt das Glück nicht lange, denn ihr Stalker verfolgte die Spur des Mädchens und wiederholte den Vorgang erneut.

Amanda, die mit dem wiederum eintretenden Mobbing nicht umzugehen wusste, verfasste schließlich den inzwischen berühmt gewordenen Hilfeschrei auf Youtube. Kurze Zeit später hatte das Mädchen allerdings keine Kraft mehr. Nach gefühlten Ewigkeiten der Depression, Selbstverstümmelung und psychischen Zermürbung durch andere ging sie 2012 den letzten Schritt und nahm sich im Alter von 15 Jahren das Leben.

Diese Geschichte erschüttert an mehreren Fronten. Zum einen die widerwärtige Reaktion ihrer Mitschüler und vermeintlicher Freunde, die, anstatt ihr beizustehen, das Mädchen psychisch niederstreckten. Zum anderen das Verhalten des männlichen Chatpartners, der systematisch eine Teenagerin bloßstellte und sie so in den Suizid trieb.

Kinder brauchen Aufklärung, damit solche Fälle sich möglichst selten wiederholen. Eine Sekunde Bildmaterial bedeutet eine Ewigkeit im Gedächtnis des Internets. In den falschen Händen sind solche Aufnahmen also ein fortwährendes Damoklesschwert. Ob Amanda wusste, dass ihr Gespräch aufgezeichnet wurde, bleibt weiterhin unbekannt – dass diese Möglichkeit immer existiert, sollte allen Kindern und Jugendlichen bewusst gemacht werden.

Amandas herzzerreißendes Video kann hier angesehen werden: www.youtube.com

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